(jva) Um die Frage mal direkt am Anfang mit einem leichten Zwinkern zu beantworten: Ja, das muss sein! Denn schließlich darf man nicht alles unbedingt so wörtlich nehmen und zudem gibt es ja keine Verpflichtung dazu, sich als Teilnehmer exakt diese Zeit im Becken aufzuhalten. Alles gut also.
Ja, nun ist es vorbei, unser zweites 24-Stunden-Schwimmen, das wir gemeinsam mit den Kollegen vom Brander SV vorbereiten und durchführen durften. Und es war der Kracher! Nicht nur, dass wir ein weiteres Mal eine zusätzliche Veranstaltung auf unserem eh schon arg gebeutelten Wettkampfkalender stehen haben, oder weil wir die Teilnehmerzahl in diesem Jahr um weitere 100 Schwimmer getoppt haben, oder weil es wieder einen neuen deutschen Langstreckenrekord gibt, oder weil wir damit wieder in allen Zeitungen stehen und im Radio zu hören waren. Das ist zwar alles sehr schön, aber im Grunde gar nicht das Hauptsächliche daran.
Bereits im vergangenen Jahr hatten die Ausrichter, vom Chef des Orga-Teams (den es gar nicht gibt), über die vielen fleißigen Helfer am Rande des Beckens, die immer freundlichen und mit vielen Köstlichkeiten lockenden Damen der Cafeteria (jaja, da standen auch mal Herren hinter der Theke…), unter anderem gefühlte 100 Kg Spaghetti mit Sauce von Familie Gießwein aus der Aachener Waldschenke, bis hin zu den Profis der DLRG oder den Herren vom digitalen Zählsystem “e24h“ nur und ausschließlich und ohne Einschränkung positive und liebe Rückmeldungen erhalten. Rückmeldungen von Teilnehmern, von Zuschauern und sogar von solchen Menschen, die gar nicht in der Halle gewesen waren, jedoch über die Medien informiert wurden, wie das hier in Aachen alles so abgelaufen ist.
Der sparsame Schwabe sagt ja gerne mal: „Nicht gescholten ist Lob genug!“, aber wir halten es dann doch lieber mit dem Artisten im Zirkus, für den der schönste Lohn der Applaus des Publikums ist. Und so haben auch wir, neben den sportlichen Aspekten, diese Resonanz als nicht zu unterschätzenden Grund angesehen, hier in 2017 noch einen draufzulegen. Dieses geschah wohl wissend, dass wir uns dabei auf eine Vielzahl von Menschen verlassen müssen, die – einmal mehr – ihre Zeit für den Verein opfern. Damit sollen vor allen die diejenigen Mitglieder oder Angehörigen von Schwimmern angesprochen werden, die nicht in irgendeinem Gremium sitzen, einem Orga-Team oder Offiziellen-Stab angehören. Diejenigen, die jahrein, jahraus immer wieder Kuchen backen, Salate anmischen, Türdienste schieben, Cola kaufen, an der Einschreibung sitzen oder sonstige Arbeiten verrichten. Und seien diese Tätigkeiten auch noch so klein, jedes Rädchen greift in ein anderes und hält das Uhrwerk in Schwung. Euch allen gebührt einmal mehr unser aller aufrichtiger Dank!
Hmmm, gab es sonst noch was? Oh ja, geschwommen wurde auch, und das nicht zu knapp. Zweitausendachthundertsiebenundzwanzig Kilometer (2.827) standen am Ende der 24 Stunden auf dem Zählwerk, ein deutscher Langstreckenrekord war geknackt und 343 stolze Schwimmer konnten ihre Medaillen und Urkunden in Empfang nehmen.
Bereits im Vorfeld waren die Anmeldungen fast auf 200 reservierte Plätze geklettert und als am Sonntag die Einschreibung eine Stunde vor Ende geschlossen wurde, standen noch einmal 150 mehr registrierte Teilnehmer auf der Liste. Prominenteste Teilnehmerin war dabei die in den Niederlanden lebende Dänin Grith Sigsgaard. Sie ist mit 180 geschwommenen Kilometern amtierende Weltrekordlerin im 48-Stunden-Schwimmen und konnte auch auf der 24h-Distanz schon überzeugende Leistungen abrufen. Eine zeitlang geisterte das Gerücht herum, es sei die Parole ausgegeben worden, den Guinness-Buch-Rekord anzuvisieren, der bei derzeit knapp über 100 km für 24 Stunden liegt. Dieses Gerücht bestätigte sich dann allerdings nicht, die Teilnehmer wollten in erster Linie einen guten und fairen Wettkampf, um im sportlichen Miteinander die Kräfte zu messen. Auf jeden Fall konnten sich aber Schwimmer wie Zuschauer auf eine spannende Veranstaltung freuen.
Zusätzlich zu den Schwimmern aus dem gesamten Bundesgebiet fanden auch die Mitglieder der ausrichtenden Vereine Zeit, mal ins Wasser zu steigen und stellten mit jeweils über fünfzig Einzelstartern die größten Kontingente auf den sechs Bahnen in der Aachener Osthalle. Der BSV ging 59 Schwimmern ins Becken und legte zusammen fast 281 Kilometer zurück, während unsere ASV’ler 54 Einzelstarter gemeldet hatten, die knapp 360 Kilometer abspulten.
Zwei der sechs Bahnen waren für leistungsorientierte Schwimmer reserviert, die sich mindestens 25km als Ziel gesetzt hatten. Hier wurde zahlenmäßig auch streng begrenzt, um den Schwimmern die Möglichkeit zu bieten, ihre hohen Ziele möglichst in eigenem Rhythmus erreichen zu können.
Neben diesen sportlich überaus ambitionierten Startern boten wir als Veranstalter als erklärtes Ziel ein ideales Podium für Breitensportler. Viele Menschen, darunter auch Schwimmer, können sich gar nicht vorstellen, fünf oder sechs Stunden im Wasser zu sein, geschweige denn 24, oder auch „nur“ 20 oder 30 Kilometer zu schwimmen. Für eben diese gab es die anderen Bahnen, auf denen sie als Einzelschwimmer, mit der Familie, Firma oder einer sonstigen Gruppe in Ruhe ihre eigenen Ziele verfolgen konnten. So hatte sich bereits relativ früh eine ganze Schulklasse aus Düren angemeldet und gleichzeitig Schlafplätze für notwendige Ruhepausen für ihre Fünftklässler reserviert.
Bei einer Gesamtzahl von nahezu 350 Schwimmern war das Becken in Stoßzeiten natürlich schnell voll und die Badekappen-Ausgabe musste auf die Bremse treten, damit das Schwimmen nicht zur Qual wurde. In diesen Phasen galt eine 500m-Marke als Obergrenze, die von den Schwimmern einzuhalten war. So konnte der Durchsatz an wartenden Sportlern schneller bewältigt werden. Kaum jemand ließ sich jedoch davon abhalten, es bei den 500 Metern zu belassen und die meisten stellten sich schnell wieder an, um die nächsten Runden zu drehen.
Für die Pokalwertung waren eben diese 500 Meter als Mindestleistung vorgegeben. Sie galt gleichermaßen für die offene Klasse, die Jugend- oder Juniorenwertung, die ältesten (Anni Vandenhirtz, 74 und Franz Riß, 73) wie auch für die jüngsten Teilnehmer (Hanna Suchodoll, 5), die Gruppen (SG Euregio Kraulquappen)- oder die Nachwertung (Hans Fuhrmann). Eingebunden in die Veranstaltung waren auch regionale Gruppen, die als regelmäßige Gäste in der Aachener Osthalle schwimmen. So standen gleichermaßen einige Senioren und auch gehandicappte Schwimmer am Beckenrand, um ihre Strecken zu absolvieren und anschließend voller Stolz die Teilnehmermedaillen umgehängt zu bekommen.
Erfreulich waren zudem einige höchst erstaunliche Einzelleistungen gerade bei den jüngeren Jahrgängen. So durften bei den Bambinis der Jahrgänge 2009 und jünger Amelie Deisz (2.000m) sowie Julius Bodenburg (4.200m), gleichzeitig jüngster männlicher Schwimmer in der Wertung, je einen Pokal in Empfang nehmen. In der Jugendwertung der Jahrgänge 2005 – 2008 erschwammen sich Lea Reuter (13.000m) und Mats Pöhler (31.500m), beide ASV06, einen Platz auf dem Treppchen. Die Juniorenwertung 2000 – 2004 männlich entschied Florian v. Arnim (35.000m) aus unserer 1. WKM für sich, während seine weiblichen Altersgenossinnen Janna Sieger und Fabia Baum aus Kohlscheid zeitgleich mit 30.500m angeschlagen hatten.
Die Einzelwertung im Gesamtklassement warf am Ende der 24 Stunden für die ersten drei Plätze gleich sieben Sieger aus: Hans Fuhrmann holte mit 50.350 Metern den größten Pokal bei den Herren und wurde zudem Sieger der Nachtwertung. Holger Belz erreichte den zweiten Platz mit 44.000 Metern, während Sven Kielblock vom Brander SV nach 42.200 Metern wie auch im Vorjahr auf Platz 3 schwamm. Die Damen konnten, ebenfalls wie im Vorjahr, mit Vera Niemeyer (SG Euregio Kraulquappen) erneut eine Rekordlerin vorzeigen. Ihre Leistung wurde mit exakt 81 Kilometern gemessen. Platz 2 ging an Nicole Böwe, die nach 45.350 Metern anschlug und den dritten Platz teilte sich am Ende das Schwesterpaar Anna und Julia Schmidt-Stafford (SG Euregio Kraulquappen). Beide hatten die Marathondistanz von 42.200 Metern als Ziel anvisiert.
All diese sportlichen Höchstleistungen verdienen unseren Respekt, höchsten Respekt. Aber besonders auch diejenigen Einzelleistungen, die im Gesamtergebnis irgendwie “untergehen“, müssen erwähnt werden. Ob nun eine fast Sechzigjährige die 40 Kilometer knackt oder ein achtjähriges Kind 500 Meter schafft, das sind persönliche Ziele, auf die JEDER Teilnehmer am Ende zu Recht sehr stolz sein durfte und die strahlenden Gesichter bei der Urkundenverteilung sprachen Bände.
Es war ein ernstes und erklärtes Anliegen, besonders den Breitensport zu fördern und möglichst viele Menschen, auch außerhalb von Vereinen, “ins Wasser zu bringen“. Dieses Ziel konnte am Ende als voll erreicht gemeldet werden. Unter den Anmeldungen waren viele Schwimmer, die nicht zu einer der Wettkampfmannschaften ihres Vereins zählen und ebenso viele freie Schwimmer hatten endlich mal die Gelegenheit, sich im Wettkampf zu messen.
Bei einer so hohen Teilnehmerzahl, wenngleich natürlich immer nur in Teilen zusammen anwesend, ist das Maximum für die 25m-Halle auf sechs Bahnen erreicht. Ein gut funktionierendes Zählsystem, perfekt durch die softwaregestützte digitale Auswertung “e24h“ bereitgestellt, ist neben rund 80 freiwilligen Helfern eine unabdingbare Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung einer derartigen Langstreckenveranstaltung und die fordernden Stimmen nach einer weiteren Auflage wurden bereits unmittelbar nach dem Ende wieder laut.
Mit einem nochmaligen Dank an alle Helfer und Schwimmer, die das 2. 24-Stunden-Schwimmen vom ASV und BSV erneut zu einem tollen Erfolg gemacht haben, rufen wir ein fröhliches „Bis zum nächsten Mal!“ in die Aachener Osthalle.
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